Aktuell wird viel über die 4-Tage-Woche diskutiert. Doch auch wenn es so scheinen mag, ist die Idee alles andere als neu. Vor allem das dahinterliegende Bedürfnis weniger zu arbeiten, existiert quasi schon, seit es Arbeit gibt.
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Es wird Zeit, genauer hinzusehen. Erst recht, weil Länder wie Belgien, Spanien, Island oder England mit teils abgeschlossenen Studien schon weiter sind als Deutschland.
4-Tage-Woche von Martin Gaedt
Genauer hinsehen – das macht Martin Gaedt in seinem Buch „4-Tage-Woche“. Gaedt liefert dabei einen überzeugenden Blick auf die Vorteile einer reduzierten Arbeitswoche. Zudem liefert er eine Menge praktischer Tipps, für alle, die das Konzept selbst gerne umsetzen möchten. Anhand von 151 Beispielen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigt er auf, dass Arbeitsleistung nicht unbedingt mit der Anzahl der Stunden korreliert. Effizienz und Produktivität und Zufriedenheit steigen, wenn den Arbeitnehmenden mehr Freiraum und Erholung zukommen. So die Erkenntnis, die das Buch vermittelt.
Eine der Stärken dieses Buches ist die Fülle an Quellen und Erkenntnissen, die Gaedt zur Untermauerung seiner Argumente heranzieht. Insbesondere die Fallstudien aus Unternehmen, die die 4-Tage-Woche bereits implementiert haben, bieten eine umfassende Grundlage für seine Argumentation.
Gute Gründe – noch und nöcher
Gaedt zeigt, dass eine flexiblere Arbeitszeitgestaltung nicht nur zu mehr Zufriedenheit der Mitarbeiter führt. Sie sorgt auch für besseren Arbeitsergebnisse und höherer Mitarbeiterbindung. Das passt zum geflügelten Wort dieser Tage: Retention ist das neue Recruiting.
Mitarbeitende aus den vorgestellten Unternehmen berichten über bessere Gesundheit, mehr Freizeit sowie Lebensqualität im Allgemeinen. Sie verbringen weniger Zeit im Stau und gehen ihren Hobbys nach, während andere arbeiten. Klar: Bei einem Wochenende von drei Tagen ergeben sich völlig neue Möglichkeiten.
Arbeitgeber wiederum berichten von höherer Produktivität, Kostenersparnissen, Energieeinsparungen und höheren Gewinnen. Und ihre Kunden loben die deutlich entspannteren Mitarbeiter.
Die 4-Tage-Woche bleibt facettenreich
Bei den 151 Fallbeispielen geht es meist um kleinere oder mittelständische Betriebe. Die stammen allerdings aus so gut wie allen Branchen, die man sich nur vorstellen kann. Hotels, Malerbetriebe, Steuergesellschaften, Software-Hersteller, Bau-Unternehmen, Metallbauer, Elektro-, Heizungs- und Sanitärbetriebe, Werbeagenturen, eine Agentur für Employer Branding Videos und viele mehr.
Weil die 4-Tage-Woche genauso viele Facetten aufweist wie andere Arbeitszeitmodelle, stellt Gaedt in seinem Buch auch diese vor. So leisten einige Betriebe die vier Tage mit 40 Stunden. Andere lassen ihre Mitarbeitenden wählen, ob sie ihre 39 Stunden an vier oder fünf Tagen leisten. Der Autor stellt auch Modelle vor, bei denen die Regelarbeitszeit 38 Stunden an vier Tagen beträgt. Das Unternehmen überlässt seinen Mitarbeitenden jedoch, ob sie ihre Arbeit an drei, vier oder fünf Tagen erledigen möchten. Nach unten hinten schließen einige Beispiele mit Modellen für 32 oder 30 Stunden pro Woche die Skala ab. Alles scheint möglich, wenn man nur will und gut plant.
Eine bessere Arbeitswelt ist möglich
Der Schreibstil von Martin Gaedt ist prägnant und eingängig. Er vermeidet komplizierte Fachterminologie und stellt komplexe Konzepte auf verständliche Art und Weise dar. Dadurch ist das Buch nicht nur für HR-Experten, sondern für jeden lesenswert, der an einer besseren Arbeitswelt interessiert ist.
Ein weiterer positiver Aspekt des Buches ist die klare Vision, die Gaedt vermittelt. Er zeigt auf, dass es möglich ist, eine bessere Arbeitswelt zu schaffen.
Fazit
Es existieren zahlreiche Meinungen dazu, ob die 4-Tage-Woche auf gesamtgesellschaftlicher Ebene überhaupt funktionieren kann. Oder ob sie dazu verdammt ist, auf immer eine Utopie zu bleiben. Für beide Lager – und alle dazwischen – ist das Buch unbedingt empfehlenswert. Es ist Teil der Grundlage, auf der man für oder gegen die 4-Tage-Woche diskutieren kann. Wobei es das Buch angesichts der Vielzahl fantastischer Beispiele nicht leichter macht, etwas gegen die 4-Stunde Woche zu haben.
In jedem Fall bietet das Buch einen umfassenden Einblick in die Thematik rund um die Themen bessere Arbeit sowie Zukunft der Arbeit. Zusätzlich hält es zahlreiche praktische Tipps für Unternehmen aller Branchen und fast jeder Größe bereit. Selbst größere Unternehmen und sogar Konzerne können sich hier das eine oder andere Detail abschauen.
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