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Loud Leaving: Der laute Feierabend als Eigenschaft moderner Führung

Dominik Bernauer
Loud Leaving: Der laute Feierabend als Eigenschaft moderner Führung

In der öffentlichen Debatte geht es derzeit häufig um die Frage, ob wir ausreichend viel arbeiten und ob es nicht mehr sein müsste. Gleichzeitig kämpfen viele Menschen um die unsichtbare Grenze zwischen Arbeit und Privatleben. Dass Krankenkassen in Deutschland bereits seit Jahren von einer wachsenden Zahl an Fehltagen aufgrund psychischer Belastungen und Burn-out berichten, ist […]

In der öffentlichen Debatte geht es derzeit häufig um die Frage, ob wir ausreichend viel arbeiten und ob es nicht mehr sein müsste. Gleichzeitig kämpfen viele Menschen um die unsichtbare Grenze zwischen Arbeit und Privatleben. Dass Krankenkassen in Deutschland bereits seit Jahren von einer wachsenden Zahl an Fehltagen aufgrund psychischer Belastungen und Burn-out berichten, ist dabei kein Zufall.

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Die Antwort liegt in der Kultur: ein Trend namens Loud Leaving

Das gilt für Menschen, die zur Arbeit physisch zusammenkommen, sowie solche, die in virtuellen Arbeitsbeziehungen – also hybriden oder reinen Remote-Modellen – zusammenarbeiten. Gerade in hybriden oder reinen Remote-Arbeitsmodellen klappt der Laptop oft nie wirklich zu. Die Folgen sind digitaler Stress, dauerhafte Erreichbarkeit und der Druck, ständig online präsent sein zu müssen.
Doch schon seit einiger Zeit etabliert sich ein leiser Trend mit lauter Wirkung, der eine smarte Antwort liefert: „Loud Leaving“.

Bereits 2022 schrieb Wiebke Ankersen über diesen Trend in ihrer Kolumne „Warum in Schweden Vorgesetzte pünktlich Feierabend machen“. Ankersen führt gemeinsam mit Christian Berg (s. weitere Empfehlungen unten) in Deutschland die gemeinnützige ALLBRIGHT-Stiftung, die sich für einen Kulturwandel in den Unternehmen und für mehr Frauen in Führungspositionen einsetzt.

Wichtig dabei: Auch wenn die Begriffe ähnlich klingen, geht es hier nicht um Kündigung oder innere Distanzierung wie bei „Loud Quitting“ oder „Quiet Quitting“. Ganz im Gegenteil: Loud Leaving ist ein konstruktiver Ansatz, der die Arbeitskultur von innen heraus verbessern will.

Das steckt hinter Loud Leaving

Beim „Loud Leaving“ geht es aber jetzt nicht bloß darum, weniger zu arbeiten. Es geht vielmehr darum, eine Kultur zu schaffen, in der Ergebnisse mehr zählen als die reine Anwesenheitszeit vor dem Bildschirm. Es ist die bewusste und sichtbar kommunizierte Handlung einer Führungskraft, den eigenen Arbeitstag zu beenden.
Konkret bedeutet „Loud Leaving“, dass Führungskräfte ganz bewusst und für ihr Team wahrnehmbar kommunizieren, wann sie ihren Arbeitstag beenden. Sie packen nicht still und heimlich ihre Sachen und gehen, sondern sagen deutlich „Ich bin für heute raus!“. Alternativ schicken Sie eine entsprechende Nachricht im Team-Chat. Diese offene Kommunikation ihres Feierabends dient als klares Signal an die Mitarbeitenden. Die dahinterstehende Botschaft ist klar und befreiend: Der Arbeitstag hat ein definiertes Ende und niemand muss aus reinem Pflichtgefühl oder sozialem Druck länger bleiben als nötig. Vielmehr wird anerkannt, dass echte Erholung und ein ausgefülltes Privatleben nicht nur geduldet, sondern die essenzielle Grundlage für Kreativität und nachhaltige Leistung sind.

Dieser einfache Akt ist ein mächtiger Hebel für die Unternehmenskultur:

Loud Leaving ist gelebte Wertschätzung und ein klares Bekenntnis zur Work-Life-Balance. Es ist damit ein kraftvolles Werkzeug, um die gewünschte Unternehmenskultur nicht nur zu beschreiben, sondern für alle erlebbar zu machen.

Loud Leaving, die Superkraft für hybride Teams

Im Büro sehen wir, wenn der Chef den Mantel anzieht oder seine Tasche packt. Diese kleinen, physischen Rituale fehlen in der hybriden Arbeitswelt komplett. Genau diese Lücke füllt „Loud Leaving“ und wird damit zur unverzichtbaren (digitalen) Führungskompetenz:

So geht’s: 5 praktische Tipps für „Loud Leaving“ in hybriden Teams

Die Umsetzung ist erfrischend einfach und erfordert keine komplexen Tools. Es geht um klare Kommunikation und konsequentes Handeln.

  1. Mach es digital sichtbar: Verabschiede dich am Ende deines Arbeitstages mit einer kurzen, freundlichen Nachricht im Team-Channel (etwa Slack oder Teams). Sätze wie „Ich bin für heute raus, schönen Abend euch allen!“ wirken Wunder.
  2. Nutze Status-Updates: Ändere deinen Online-Status sichtbar auf „Abwesend“ oder „Feierabend“. Das ist ein klares, nonverbales Signal, das jeder versteht.
  3. Sei konsistent und authentisch: Mach es zur regelmäßigen Gewohnheit. Wenn du es nur sporadisch tust, verliert es seine Wirkung. Erkläre deinem Team auch kurz, warum du das tust – um eine gesunde Kultur zu fördern.
  4. Verknüpfe es mit dem Privatleben: Sei ruhig ein wenig persönlich. Sätze wie „Ich hole jetzt die Kinder ab“ oder „Ich gehe noch zum Sport“ machen das Konzept nahbar und legitimieren auch die privaten Termine der Teammitglieder.
  5. Etabliere klare Team-Regeln: Vereinbare gemeinsam mit deinem Team, dass nach einer bestimmten Uhrzeit keine Nachrichten mehr erwartet werden, die eine sofortige Reaktion erfordern. Das schafft für alle transparente Erwartungen.

Ein kleines Signal mit großer Wirkung für Ihr Employer Branding

„Loud Leaving“ ist kein trivialer Trend, sondern ein einfaches und extrem wirksames Führungsinstrument für die moderne Arbeitswelt. In einer Zeit, in der die Grenzen zwischen Job und Freizeit verschwimmen, ist es der Schlüssel zu einer gesunden, vertrauensvollen und leistungsorientierten Kultur, die am Ende die besten Talente anzieht und hält.

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Loud Leaving FAQ

Was ist Loud Leaving in einem Satz?

Loud Leaving ist eine Führungspraxis, bei der Vorgesetzte ihren Feierabend bewusst und für alle sichtbar kommunizieren, um eine Kultur zu fördern, in der eine gesunde Work-Life-Balance wertgeschätzt wird.

Warum ist Loud Leaving gerade in hybriden Teams so wichtig?

In hybriden oder Remote-Teams fehlen die physischen Signale des Feierabends, wie das Verlassen des Büros. Loud Leaving füllt diese Lücke durch digitale Kommunikation (z.B. im Team-Chat), schafft Klarheit über Arbeitszeiten und reduziert den Druck, ständig online sein zu müssen.

Ist Loud Leaving dasselbe wie weniger arbeiten?

Nein, es geht nicht darum, weniger zu arbeiten. Das Ziel ist es, eine Kultur zu etablieren, in der die Arbeitsergebnisse und die Produktivität während des Tages wichtiger sind als die reine Anwesenheitszeit. Es fördert eine effiziente und gleichzeitig gesündere Arbeitsweise.

Was ist der größte Nutzen von Loud Leaving für die Unternehmenskultur?

Der größte Nutzen ist, dass es eine Kultur des Vertrauens anstelle von Kontrolle etabliert. Es bekämpft aktiv den sogenannten “toxischen Präsentismus” und macht Wertschätzung für die Mitarbeitenden für alle erlebbar, was die Mitarbeiterbindung und das Employer Branding stärkt.

Was ist der Unterschied zwischen Loud Leaving und Loud Quitting?

Die beiden Begriffe beschreiben gegensätzliche Verhaltensweisen.
Loud Leaving ist eine positive Führungspraxis, um die Kultur zu verbessern und Work-Life-Balance zu fördern.
Loud Quitting ist ein negatives Verhalten von Mitarbeitenden, die ihre Unzufriedenheit und Kündigung lautstark, oft öffentlichkeitswirksam und manchmal schädigend für das Unternehmen zum Ausdruck bringen.

Was sind die häufigsten Gründe für Loud Quitting?

Die Hauptgründe für Loud Quitting sind oft eine als toxisch empfundene Arbeitsatmosphäre, mangelnde Wertschätzung, eine unfaire Bezahlung, übertriebenes Mikromanagement durch Vorgesetzte oder ein Gefühl von Burn-out durch eine konstant hohe Arbeitslast.

Und was ist dann Quiet Quitting?

Quiet Quitting ist das Gegenteil von Loud Quitting. Hierbei kündigen Mitarbeitende innerlich, ohne das Unternehmen formal zu verlassen. Sie reduzieren ihr Engagement auf das absolute Minimum und erledigen nur noch “Dienst nach Vorschrift”.

Wie können Unternehmen Loud Quitting verhindern?

Unternehmen können Loud Quitting am besten vorbeugen, indem sie die Ursachen bekämpfen. Dazu gehört die Etablierung einer gesunden Unternehmenskultur mit fairer Bezahlung, ehrlicher Wertschätzung, guten Karrierechancen und einem Fokus auf eine ausgewogene Work-Life-Balance. Ironischerweise ist das Praktizieren von Loud Leaving durch Führungskräfte ein exzellentes Mittel, um genau die Art von Kultur zu schaffen, die Loud Quitting unwahrscheinlich macht.

Foto von John McArthur auf Unsplash

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