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Remote Work

Remote Work Best Practice Case: News-Plattform informed

Dominik Bernauer
Remote Work Best Practice Case: News-Plattform informed

Benjamin Mateev (Bildmitte) war leitender Ingenieur bei der To-Do-Listen-Plattform Wunderlist, die später von Microsoft übernommen wurde.

Inzwischen hat Benjamin mit zwei weiteren Gründern die Nachrichten-Plattform informed aus der Taufe gehoben. Das Unternehmen ist – von Beginn an – ein Remote-First Start-up. Im Interview erzählt uns Benjamin, wie es dazu kam, welche Vorteile das Arbeitsmodell bietet und welche Fehler angehende Gründer vermeiden sollten.

Wir wünschen Euch viel Spaß beim Interview!

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Bitte stell dich doch unseren Lesern einmal kurz vor? Was machst du gerade und was hast du vorher gemacht?

Ich bin Benjamin Mateev. 2021 habe ich gemeinsam mit Martin Kaelble und Axel Bard Bringéus die digitale News-Plattform informed gegründet. Davor habe ich in verschiedenen Start-ups und Unternehmen gearbeitet, u. a. bei Wunderlist und bei Microsoft, und habe selbst eine Rapid-Prototyping-Agentur in Berlin gegründet. Studiert habe ich Informatik, ergänzt durch ein wenig Wirtschaft, Philosophie und Psychologie.

Remote Work Best Practice Case: News-Plattform informed

Um was genau geht es bei informed?

Unsere App bietet Nutzerinnen und Nutzern einen täglich aktuellen Überblick über internationale Nachrichten aus englischsprachigen Top-Medien wie der New York Times, The Economist oder Bloomberg. Anders als bei gängigen News-Aggregatoren werden bei uns die Nachrichten von einem Team aus Redakteur:innen zusammengestellt, statt von einem Algorithmus – damit umgehen wir Risiken wie Filter Bubbles und Content Overkill. Wer informed nutzt, ist jeden Tag sehr gut über die Weltlage informiert, ohne dafür stundenlang verschiedene Medien durchgehen zu müssen. 

Ihr habt derzeit 20 Mitarbeitende aus 17 verschiedenen Ländern. Was hat dich dazu bewogen, ein Remote-Startup zu gründen?

COVID! Natürlich nicht nur das, aber wir haben unser Unternehmen mitten in der Pandemie-Hochphase gegründet. Damit war klar, dass es sowieso zumindest für eine Zeit Remote First sein würde. Gleichzeitig waren zu dem Zeitpunkt ja schon viele Vorzüge von Remote-First-Unternehmen klar. Ein Jahr Pandemie hat uns gezeigt, was möglich ist – dazu kommt, dass Remote Work in der Startup-Welt damals schon weiter verbreitet war als in anderen Bereichen. 

Es war aber nicht nur eine Entscheidung aus der Not heraus, ganz im Gegenteil. Remote Work hat ja auch extrem viele Vorteile – für Arbeitnehmende, aber auch für die Unternehmen, die das anbieten. 

Remote Work Best Practice Case: News-Plattform informed | daily brief
informed daily brief

Welche Vorteile hat Remote Work aus deiner Sicht?

Der größte Vorteil ist, dass wir Talente von überall auf der Welt ansprechen können, der Talentpool vergrößert sich also um ein Vielfaches. Auch die Kostenersparnis ist ein Faktor, gerade zu Beginn, wenn man als Start-up bei null anfängt. Und der dritte große Vorteil ist die schnelle Skalierbarkeit. Die ist gerade bei Start-ups ja extrem wichtig und gleichzeitig nicht so exakt planbar wie im Mittelstand oder Konzern. Da ist eine Remote-First-Strategie unschlagbar. 

Was sind aus deiner Sicht die wichtigsten Herausforderungen, mit denen Remote-Start-ups konfrontiert sind, insbesondere in Bezug auf das Thema Gründung, Teamkommunikation und Zusammenarbeit?

Bei der Gründung eines Remote-Startups darf man vor allem die rechtlichen und administrativen Herausforderungen nicht unterschätzen. Von Land zu Land gibt es sehr unterschiedliche Gesetze und rechtliche Vorgaben, das muss man von Anfang an wissen. Dafür gibt es mittlerweile viele gute Lösungen und Anbieter, die z. B. bei der Mitarbeitereinstellung und Lohnabrechnung unterstützen. 

Eine weitere Herausforderung besteht darin, echten Team-Spirit zu schaffen. Gleichzeitig ist das unbedingt notwendig, davon leben Start-ups. Konflikte innerhalb des Teams können auch ein Problem sein, denn die erkennt man remote manchmal nicht so leicht und kann sie auch nicht so einfach beilegen wie in einem Team, das physisch zusammen ist. Und Kommunikation ist natürlich ein großes Thema. Hier muss man eine gute Balance finden – nicht zu viel kommunizieren, Stichwort “Zoom Fatigue”, aber auch nicht zu wenig. Spaß und Wir-Gefühl sind für jedes Team wichtig, auch für Remote-Teams. Für die ist es aber nicht so leicht zu gewährleisten, wie für Teams mit Büro. 

Remote Work Best Practice Case: News-Plattform informed | audio
informed Audio Angebot

Welche Methoden und Tools haben sich bei euch bewährt, um effektiv zu kommunizieren und zusammenzuarbeiten?

Als Remote First Unternehmen hat man im Grunde die Wahl zwischen zwei Ansätzen. Entweder man arbeitet so synchron wie möglich und baut das Office digital nach oder man arbeitet asynchron. Synchron zu arbeiten ist mit vielen Video-Calls verbunden und das kann sich schnell negativ auf die Produktivität auswirken. Deswegen haben wir Ansätze und Methoden für uns entwickelt, die es uns erlauben, vor allem Entscheidungen asynchron zu treffen. Notion, ein internes Wiki, ist zum Beispiel so aufgesetzt, dass wir ein neues Projekt zuerst definieren, dann dort asynchron über die Kommentarfunktion diskutieren können und schließlich dort auch eine Entscheidung treffen, mit konkreten Deadlines. Aber jeder in seinem eigenen Tempo und zu unterschiedlichen Zeiten am Tag, damit jedes Teammitglied entscheiden kann, wann es sich darum kümmert. Ähnlich funktioniert das Brainstorming in digitalen Workshops, die teilweise auch eine Woche lang nebenher laufen. Dies machen wir über Miro, dort wird ein Workshop aufgebaut, wo jeder Fragen beantwortet, Ideen entwirft und Entscheidungen trifft, und diese in mehreren Runden diskutiert.

So können wir neben anderen To-dos, die jeder auf der Liste hat, asynchron zusammenarbeiten ohne, an Effektivität zu verlieren oder zu viele Online-Meetings halten zu müssen.

Wie stellt ihr bei informed sicher, dass eure Mitarbeitenden motiviert und engagiert bleiben, auch wenn ihr nicht physisch zusammenarbeitet?

Der große Vorteil von uns ist, dass wir eine wirklich relevante Mission haben, die sehr sinnstiftend für viele unserer Mitarbeitenden ist. Bei uns arbeiten Menschen, die aus Russland, der Türkei oder Venezuela kommen. Ihnen muss man nicht erklären, wie wichtig der Zugang zu faktenbasierter Berichterstattung, zu Qualitätsjournalismus ist. Sie haben in ihren Heimatländern selbst erlebt, was Missinformation, Filterblasen etc. in einer Gesellschaft anrichten können. Sie brennen dementsprechend für unsere Mission bei informed. “Mission-driven” Start-ups wie wir haben es in dem Sinne leichter, motivierte und engagierte Mitarbeitende zu finden und zu halten. Und das hilft dann eben auch in einem Remote-Kontext enorm.

Der Fachkräftemangel ist hierzulande zum Dauerthema geworden. Ist es für Remote Work Unternehmen deiner Erfahrung nach leichter oder schwieriger passende Talente zu finden?

Auf jeden Fall leichter. Wir können nun aus einem Talentpool auf der ganzen Welt rekrutieren – und da wir in Deutschland im internationalen Vergleich sehr wettbewerbsfähige Gehälter zahlen, macht das die größere Konkurrenz mehr als wett. 

Wie wichtig ist in deinen Augen ein Ökosystem von Remote-Start-ups und Remote-Arbeitskräften, und welche Auswirkungen hat das auf die Entwicklung der Arbeitswelt insgesamt?

Ein echtes Remote-Ökosystem ist natürlich toll, denn dann etablieren sich unternehmensübergreifend bestimmte Standards und Prozesse, statt dass sich jedes einzelne Unternehmen damit im Detail und allein auseinandersetzen muss. Zugleich haben diejenigen, die sich bewusst für dieses Ökosystem entscheiden – Gründer und auch Arbeitnehmende – dann auch viel Erfahrung mit den Vor- und Nachteilen des Modells und können umsichtiger und besser agieren. So lassen sich sicherlich viele Anfängerfehler umgehen.

Spielt ein gutes Gleichgewicht zwischen Leben und Arbeit deiner Meinung nach für Remote Start-ups eine größere Rolle als für Arbeitgeber mit klassischem Arbeitsmodell?

Ich glaube, der Unterschied ist gar nicht so groß. Gerade heutzutage, wo es für viele normal ist, den Arbeits-Laptop auch mal mit nach Hause zu nehmen, per Smartphone auch zu Hause erreichbar und über diverse Kanäle mit dem Unternehmen verbunden zu sein. Arbeit und Alltag verschwimmen, das gilt für Start-ups mit 100-Prozent-Remote-Modell genauso wie für solche, die ein physisches Büro haben – denn auch bei denen gibt es ja fast immer mindestens einzelne Home-Office-Tage. 

Ich glaube, es ist deswegen grundsätzlich für alle Start-ups wichtig, eine Unternehmenskultur zu schaffen, in der für alle klar ist, dass sie nicht immer und überall erreichbar sein müssen, dass sie echten Feierabend und echte Wochenenden und Urlaube machen sollen, und dass permanente Überstunden ein Zeichen sind, dass etwas falsch läuft. Und damit muss sich ausnahmslos jedes Unternehmen beschäftigen, remote oder nicht. 

Was würdest du angehenden Gründern unbedingt mit auf den Weg geben, die gerade ein Remote-Startup gründen möchten? Welche Fehler sollten sie unbedingt vermeiden?

Der wichtigste Punkt ist ganz klar, dass sie sich genau überlegen sollten, ob sie der Typ dafür sind! Denn für viele Menschen ist das einfach keine attraktive Option – gerade für die, denen Kontrolle dann eben doch sehr wichtig ist. Da können wir noch so viel über New Work reden – es wird weiterhin Gründerinnen und Gründer geben, die besser ein herkömmliches Unternehmen mit physischem Büro und Anwesenheitszeiten gründen. Und daran ist überhaupt nichts auszusetzen. 

Der andere wichtige Punkt ist gute Vorbereitung. Wer sich für eine Remote-First-Gründung entscheidet, sollte sich darauf wirklich einstellen und alles darauf ausrichten – von Tools über Kommunikation, Personalstrukturen bis zur Einstellung von Verantwortlichen, die sich um genau diese Remote-Prozesse kümmern. Und am besten auch das restliche Team so aufbauen, dass so viele Mitarbeiter wie möglich schon viel Remote-Work-Erfahrung mitbringen. Das ist mittlerweile zum Glück relativ einfach. 

Über Benjamin Mateev:

Benjamin Mateev war leitender Ingenieur bei der To-Do-Listen-Plattform Wunderlist, die später von Microsoft übernommen wurde, wo er mehrere Jahre als Produktleiter für digitale Erinnerungen und To-Do-Erlebnisse tätig war. Zuvor war er auch Produktleiter bei der Meinungsnachrichtenseite The European, wo er Erfahrungen mit redaktionellen Produkten sammelte.

Remote Work Best Practice Case: News-Plattform informed
Von links nach rechts: Martin Kaelble, Benjamin Mateev, Axel Bard Bringéus

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